Erziehungs-Halsband

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Gibt es eine Rechtfertigung für ein “Erziehungshalsband”?

Mit dem Banalsten beginnen wir, der Bezeichnung. “Erziehungshalsband” wird es genannt, das Halsband, welches der Hundebesitzer seinem Hund um den Hals legt, damit er auch aus weiterer Entfernung auf den Hund einwirken kann. Dies über einen Stromschlag!

Der Stromschlag ist über mehrere Stufen regulierbar (einige dieser Geräte haben sogar 20 Stärkegrade – doch bereits ab Stärke 3 wollen die Verkäufer nicht mehr Proband spielen), so beschwichtigen diejenigen, die sich für diese “Erziehungsmethode” stark machen. Sie machen sich stark, stark für Starkzwang. Die sog. compulsive method, wie diese Methode auf Neudeutsch heißt, zeichnet sich dadurch aus, dass der Hund über den Einsatz von Zwängen zu einem bestimmten Verhalten gezwungen wird. In diesem Fall über Schmerz; von “leichtem Kribbeln”, bis zum Umfallen.


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Diensthund mit Telereizgerät © wikipedia.org
Diensthund mit Telereizgerät © wikipedia.org

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Im Fachjargon der sog. Fachleute in Sachen Hundeerziehung laufen diese Gerätschaften unter zahlreichen Bezeichnungen: Elektroreizgerät, Teletakter, 1000m Leine, Stromreizgerät, Impulsgeber, E-Gerät, unsichtbarer Zaun, Elektrokommunikation, energetische Heildressur oder schlicht und ergreifend eben nur “Erziehungshalsband“.

Die verharmlosenden Bezeichnungen führen natürlich leicht dazu, dass vor allem unerfahrene und unsichere Hundebesitzer mit “Ersthund-Problemchen” allzugerne auf diese Knopfdruck-Methode abfahren, die obendrein vordergründig auch noch zu funktionieren scheint – zumindest am Anfang…
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“Geschockte” Hunde sind irgendwann
nicht mehr zu ertragen,
deshalb endet deren Weg
dann im Tierheim.

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Die Realität sieht leider anders aus; ein Grund weswegen Tierheime voll von “schwierigen” Hunden sind. Dies sind arme Kreaturen, an denen sich die “emsigen Knöpfchendrücker”, selbstverständlich nur “ausgewiesene Fachleute”, wie echte Jäger oder richtige Hundetrainer, ausgetobt haben und bei denen es durch Fehlverknüpfungen zu “unerwünschten” Reaktionen wie Angst und/oder Aggression kam. Daraus entstand dann ein dauerhaftes Fehlverhalten, das zu erheblichen Problemen im alltäglichen Umgang führte. Und das eigentliche Problem, weswegen man das Impulsgerät ursprünglich eingesetzt hatte, (z.B. um das Jagen zu unterbinden), war dann wieder akut.

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Die Verhaltenswissenschaftlerin Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen hat sich u.a. sehr intensiv mit Starkzwangmethoden zur Triebkontrolle auseinandergesetzt «[…] Aus diesen Lernprozessen können sich sehr ernsthafte Probleme in der Beziehung zum Menschen entwickeln. Zudem wird leider immer wieder mit sog. Starkzwang (Stachelhalsband, Schläge, Elektroreizgeräte) nachgeholfen, wenn Hunde nicht beißen wollen. Dann beginnt ein nach meiner Auffassung hochgefährlicher Prozess. […]»

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Der Einsatz dieser Geräte ist verboten, §3 Abs. 11 Tierschutzgesetz. Der Einsatz richtet nachweisliche Schäden an der Gesundheit des Hundes an, sowohl psychisch wie physisch. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 23. Februar 2006 entschieden, dass der Einsatz von Elektroreizgeräten, die erhebliche Leiden oder Schmerzen verursachen können, bei der Hundeausbildung nach geltendem Tierschutzrecht verboten ist.

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Leider ist es in einigen Kreisen der Hundeerziehung und Ausbildung -trotz der gesetzlichen Lage und der Kenntnis der Ergebnisse- Gang und Gäbe, Elektroreizgeräte zu verwenden. Mit dem Einsatz dieses Gerätes stellt sich der Hundeführer sein eigenes Armutszeugnis aus, ein Unvermögen in Sachen Hundeerziehung, Überforderung, die in Unfähigkeit gipfelt.

Von solchen “Fachleuten” sollte man tunlichst die Finger lassen! Diese Menschen setzen sich nicht nur über geltendes Recht, sondern vor allem über das Lebewesen HUND hinweg.

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  • Kein Problem und auch kein Hund dieser Welt, rechtfertigt auch nur ansatzweise den Einsatz von Elektroreizgeräten. Selbst wenn sich zu Anfang eine Wirkung zeigt, langfristig wird das ursprüngliche Problem selten gelöst. Stattdessen sorgt man u.U. dafür, dass neue Probleme entstehen.
  • Niemals kann ein Elektroreizgerät eine konsequente, vertrauensvolle Ausbildung und eine sorgfältige Sozialisation und Erziehung ersetzen oder ergänzen. Wer einen Hund anschafft, sollte bereit sein, sich Zeit zu nehmen und behutsam vorzugehen. Triebe (Hetzen, Jagen, Wehren) sollten umgeleitet, nicht abgeschaltet werden. Don’t SHOOT the dog, denn ein völliges Abschalten = ein Abschießen!
  • Dazu gehört als verantwortlicher Hundebesitzer ebenso die Bereitschaft, etwas Neues zu lernen oder sogar umzudenken. Eine Partnerschaft mit einem Hund bedeutet immer, dass man bereit ist, sich mit dem Lernverhalten dieses Lebewesens Hund auseinanderzusetzen. Dies ist nicht immer einfach und ein ganzes Leben zeitintensiv.

Wer dazu nicht bereit ist,
der sollte sich
wahrhaftig überlegen,
einen Hund zu halten.

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Persönlich habe ich über all die Jahre, die ich Hunde habe und erziehe, die beste Erfahrung mit sog. positive reinforcement gemacht. Eine Methode, die zwar zu Anfang sehr zeitaufwändig ist, aber das Vertrauen und vor allem eine tiefe Bindung des Hundes an den Hundeführer garantiert. Das Prinzip ist ganz einfach:

Alles, was in Verbindung mit einer Handlung dazu beiträgt, dass diese gerne wiederholt wird, ist POSITIVE BESTÄRKUNG. Erwünschtes Verhalten wird belohnt, indem es positiv bestärkt wird zum Beispiel in Form von Futter, Streicheln oder Lob.

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Vertiefend hierzu kann ich ein exzellentes Buch von Karen Pryor empfehlen. Sie ist Zoologin und hat die Methode des positive reinforcement zum ersten Mal erfolgreich beim Trainieren von Delphinen angewendet.
Der englische Originaltitel “Don’t shoot the Dog
ist allerdings treffender und drückt weit mehr aus ;-)

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Nachfolgend ein paar interessante Links zu “positive reinforcement“:

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